Reitstile,
und was sie gemeinsam haben.
Die Alt-Kalifornische Westernreitweise
Ich selbst bin im Westernsattel aufgewachsen und bin als Kind auch mal ein paar kleine Turniere gegangen. Allerdings hat mir immer eine Sache gefehlt, nämlich die Harmonie, die Feinheit und Eleganz, wie wir sie aus der alten klassischen Dressur kennen. Das Turnierklima im Westernsport ist meist rau und hart, wie wir es heutzutage auch oft in allen anderen modernen Pferdesportdisziplinen sehen. Per Zufall lernte ich als Jugendliche die Alt-Kalifornische Reitweise kennen, die mich sofort berührte. Balance-Feeling-Timing ist die Philosophie dieser Art zu reiten. Wir können es Jean-Claude Dysli verdanken, dass die Kalifornische Westernreitweise um 1973 in Europa und Deutschland angekommen ist. Er ist das Vorbild dieser Reitweise und hat sie sein Leben lang erfolgreich verbreitet. Entstanden ist diese Reitweise schon 1519, als der spanische Eroberer die ersten spanischen Pferde nach Amerika brachte. Somit ist die Alt-Kalifornische Westernreitweise sehr stark geprägt durch die spanische Reiterei. Daher finden wir bis heute in der vollendeten Reitkunst Lektionen wie Passage, Piaffe und Piourette. Dennoch steht nicht die Kunst oder der damalige Gebrauch auf der Rinderfarm im Vordergrund, sondern die Freundschaft und Partnerschaft zum Pferd ganz nach dem Prinzip „der Weg ist das Ziel“. Daher startet hier die Ausbildung zum Reitpferd mit 4 oder 5 Jahren. Nach dem Anreiten werden dem Pferd ca. 3 Jahre Zeit und Ausbildung gewidmet, bis die Versammlung erarbeitet wird. Klassisch gesehen wurde das grundausgebildete Pferd auf Bosal umgestellt oder schon am Bosal eingeritten, bis es mit etwa dem 10. Lebensjahr einhändig auf blanker Kandare (Bridle Horse) geritten wurde. Vorweg gab es die two-rein Phase, wo die Kandare zur Gewöhnung unter das Bosal gelegt wurde. Die klassischen Lektionen und die reelle Aufrichtung in der das Pferd schlussendlich versammelt geritten wird, ist vermutlich der größte Unterschied zur Western Sportreiterei. Für mich persönlich bedeutet erstens die lange Zeit, die dem Pferd während der Ausbildung gewährt wird und zweitens das Wert legen auf Partnerschaft und Gesunderhaltung des Pferdes am meisten.
Die klassische Reitkunst
Was ist denn nun klassisch? Englisches reiten? Barock? Akademisch oder iberisch? Schauen wir uns das mal genauer an:
Mit klassisch barockes Reiten bezeichnet man höfische Reitkunst der Renaissancezeit. Der Ursprung war zu Kriegszwecken gedacht und etablierte sich in den Adelskreisen 16-18. Jahrhundert zur Kunst. Europäische Reitmeister, die diese Art zu reiten verbreiteten, waren u.a. Griso, Guériniere, Pluvinel, Andrade und von Löhneysen. Geritten wurde in den Grundgangarten und Lektionen, wie Seitengänge, Galopppiourette, fliegende Wechsel, Repalon, Passade, Piaffe und Passage. Eine Besonderheit sind die sogenannten Lektionen über der Erde: Terre-à-terre, Courbette, Kapriole, Pesade, Levade und einige mehr.
Bent Branderup verbreitete die akademische Reitkunst, die wie der Name sagt, an Akademien gelehrt wurde und auf der barocken Reiterei beruht.
Die klassische Dressur entstand im Mittelalter ebenfalls zu Kriegszwecken. Sie basiert auf der iberischen und der barocken Reitweise. Prägende Reitmeister sind Pluvinel, Guérinere und dazu kamen unter anderen Baucher und der bis heute gelobte Steinbrecht. Eine verhältnismäßig behutsame Ausbildung wurde in der klassischen Dressur gelehrt. Es wurde unterteilt in die Remonteschule, Campagneschule und der hohen Schule. In den 1950er Jahren wurde die Ausbildungsskala der FN erstellt. Zu den bisher barocken Lektionen auf der Erde kamen neue Übungen wie Serienwechsel und Gangverstärkung hinzu. Schwung und Raumgriff in den Bewegungen wurde erstmalig zum neuen Schwerpunkt. Bis hier hin geht für mich klassisches Reiten, eben ganz Barock oder etwas moderner.
Was wir heutzutage aber auf Turnierplätzen und in den Reithallen vorfinden, kann man als Sammelbegriff mit englischem Reiten bezeichnen. Die Klassik veränderte sich im 20. Jahrhundert in moderne Sportreiterei mit Fokus auf spektakuläre Showelemente. Erstmalig kam das Thema Rollkur auf oder das händische Aufrichten des Pferdekopfes, um die Ausbildung zu beschleunigen. Klassische Lektionen rückten in Vergessenheit. Zum Glück gehen mittlerweile viele Reiter, wie ich, zurück zu den Grundlagen, denn man kann doch prima in der modernen Turnierwelt auf die wertvollen Basics unserer Reitmeister zurückgreifen.
Mein Fazit
Es gibt nicht die eine richtige oder die eine gute Reitweise. Alle Reitweisen hängen in der Entstehung miteinander zusammen. Wir sollten die verschiedenen Stile nutzen, um jedem individuellen Pferd gerecht zu werden. Das Equipment oder der Sattel ist dem Pferd völlig egal und auch oft der einzige größere Unterschied. Jedes Pferd kann in jeder Reitweise geritten werden. Es geht hier um persönliche Präferenzen und die individuellen Ziele mit dem Pferd. Ein schweres Warmblut kann prima Western geritten sein, wird aber niemals am Rind so wendig sein, wie ein Quarter Horse. Die Piaffe mit einem bergab gebauten Quater wird nie so aussehen wie die Piaffe eines Warmblutes. Auch die Trabverstärkung bei einem Kaltblut wird nie so aussehen, wie bei einem Dressur gezogenen Sportpferd. Aber was sie alle gemeinsam haben, ist dass sie gesunderhaltend, gymnastisierend gearbeitet werden sollten und dass wir zu egal welchem Pferd eine harmonische Beziehung aufbauen wollen. Also kann ich dir helfen in deinem Stil das beste aus dir und deinem Pferd herauszuholen. Ich kann dich dabei unterstützen, deine eigenen Ziele zu verwirklichen, egal ob das ein entspannter Geländeritt, das Erarbeiten von klassischen Lektionen oder Manövern sind.